Wer hat das Internet kaputt gemacht?

Nichts geht mehr in Frau Finks Siedlung: Das Internetkabel ist kaputt. Die Saatkrähe Sam, die Frau Fink seit Jahren besucht (und hin und wieder aus dem Schlaf reisst), versteht nur Bahnhof – und träumt derweil lieber vom dicken, orangen Wurm, der einfach nicht aus dem Boden kommen wollte. 

Sam: Jesses Frau Fink… einen ziemlichen Aufmarsch haben Sie hier im Garten! Was sind denn das für Leute?

Frau Fink: Hoi Sam. Ach, die Internetleitung wurde beschädigt – da sind ja heutzutage alle gleich aufgeschmissen, wenn sie nicht ständig ins Internet können. Und dann natürlich all die Leute im Homeoffice. Ein Theater! Jetzt sind sie es am Reparieren. Ich bin einfach froh, dass mich das nicht so betrifft. Ausser natürlich, wenn grad neben meinem Schlafzimmerfenster geflickt wird. Da bist du ja auch immer gerne und meckerst früh morgens schon herum.

Sam: Ja, das ist ein guter Ort für dicke Würmer, Frau Fink. Grad gestern habe ich da einen gefunden – nach ewigem Graben. Unglaublich dick und schön orange leuchtend. Ein richtiger Bomber. Aber man wird nicht jünger: Ich habe daran gepickt und gezogen, aber er wollte und wollte nicht rauskommen. Deshalb gab es dann doch nur noch Resten zum Znacht für unseren neuen Nachwuchs. Was für ein Stress!

Frau Fink: Sag mal Sam, machst du Witze?

Sam: Eigentlich nie, wenn’s ums Essen geht. Das ist auch überhaupt nicht lustig – meine Frau war sauer und die Kinder haben kaum aufgehört zu schreien. Was soll daran witzig sein?

Frau Fink: Nein, ich meine den Wurm! Also: Wo genau war die Stelle, wo du den «Wurm» gefunden hast? Vor meinem Schlafzimmerfenster, oder? Nicht per Zufall genau dort, wo die Arbeiter jetzt das Internetkabel flicken? Das orange, dicke Internetkabel? Klingelt’s?

Sam: Jaja, orange und dick war er!

Frau Fink, schüttelt verzweifelt den Kopf: Ich glaube, dass du tatsächlich nicht mehr der Jüngste bist… Du hast ein Internetkabel mit einem Wurm verwechselt!

Sam: Ich verstehe nur Bahnhof. Was ist denn ein Internetkabel – und von wo soll ich wissen, dass es kein Wurm ist, wenn es wie ein Wurm aussieht? Also bitte.

Frau Fink: Oje, Sam! Ich versuch’s dir zu erklären, das wird wohl nicht ganz einfach.

Sam: Zuerst bin ich alt und jetzt auch noch begriffsstutzig? Also hören Sie mal, Frau Fink, das ist eine Beleidigung!

Frau Fink: Ich meine es nicht so. Es ist schwierig zu erklären, weil das Internet etwas kompliziert ist und eigentlich ziemlich merkwürdig… Das Internet ist eine Art zweite Welt, wo man alles Mögliche nachschauen kann. Man kann zum Beispiel mit dem Handy oder dem Computer ins Internet gehen. Aber auch andere Sachen wie Autos und Maschinen sind oft mit dem Internet verbunden. Viele Menschen sind ganz süchtig danach, weil sie finden, dass in dieser Welt alles interessanter, lustiger oder schöner ist als in echt. Und das dicke, orange Kabel hier hat das Internet zu uns in die Siedlung gebracht.

Sam: Ou. Verstehe… also irgendwie. Aber dann sollten die Leute doch sauer sein? Warum sind denn heute alle so gut gelaunt und warum spielen heute besonders viele Kinder draussen auf der Wiese?

Frau Fink: Naja… Es tut den Menschen eben auch gut, wenn sie weniger ins Internet gehen. Sie geniessen das Hier und Jetzt – und einander – mehr. Ich sage ja, es ist merkwürdig.

Sam: Also, dann ist das mit dem Internet kaputt machen eigentlich halb so schlimm, finde ich.

Frau Fink: Das ganze Internet hast du schon nicht kaputt gemacht, nur die Leitung zu uns.

Ein Arbeiter: So, das Internet läuft jetzt wieder.

Frau Fink und Sam gemeinsam: Schade!

Steckbrief: Das Internet
Als Vernetzung von Computern existiert das Internet seit 1969. Kommerziell nutzbar ist es seit 1990. Es hat in den 90er- und Nullerjahren tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich gebracht – vor allem auch durch die Nutzung auf mobilen Endgeräten.

Die Nutzung des Internets macht ca. 2% des weltweiten Stromverbrauchs aus. In der Schweiz haben 99% der Bevölkerung unter 65 Jahren Internetzugang, bei den 65- bis 72-Jährigen liegt diese Zahl bei 77%.

 

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